Schönbrunn - Flusspatgrube Patriot

Nach dem 2. Weltkrieg

Der Name Schönbrunn steht in Sammlerkreisen häufig synonym für eine ganze Reihe Flusspatfundstellen, von denen die Fluoritgrube (früher Grube Kunst, später Ludwig Vereinigt Feld genannt) die bedeutendste ist. Das Grubenfeld liegt zwischen Schönbrunn und Planschwitz. Die Grube Ludwig Vereinigt Feld (Fluoritgrube) förderte zu Beginn Eisen und Kupfer (historisch gute Azuritstufen aus den oberen Teufen!). Als nach 1926 der Eisenbergbau zur Neige ging, war der Fluorit einziges Abbaugut.
Die ebenfalls schon ältere Grube "Hertha" in Wiedersberg (bekannt für hübsche Goethit-Stalaktiten) wurde nach dem Krieg noch bis 1953 betrieben und dann wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit aufgegeben.
Daneben nutzte der VEB Patriot außerdem den eher unbedeutenden Schacht "Lothar".

Im Anschluss an die Betriebseinstellung erkundete die Staatliche Geologische Kommission mit der Hauptverwaltung Steine und Erden Berlin und dem VEB Schachtbau Nordhausen die Teufen unterhalb der alten Grubenbaue. Zwischen 1953 und 1958 wurde der neue Hauptschacht nahe der Aufbereitung „Alte Kunst“ bis zur -173m-Sohle niedergebracht. Dabei wurde der Gang in südöstlicher Richtung aufgefahren. Zunächst wurde auf Kupfererze erkundet, aber bald auf Flussspat umgestellt, denn die bei der Vorerkundung festgestellten Flussspatvorräte wurden auf 634.700 to Erz mit 65% CaF geschätzt. Bis 1958 wurden die Vorräte auf der 60m-Sohle abgebaut. Geplant wurde ein Abbau von 10.000 to Flussspat ab 1960 – bis zur -93m-Sohle (der Rest war geflutet worden).
Parallel erkundete die SDAG Wismut das Grubenfeld Schönbrunn auf Uran.

Vereinigung der Grubenbaue

1961/62 wurden die Grubenbaue bis zur -173m-Sohle gesümpft und norwestlich die -133m-Sohle bis unter die Grubenbaue des “Tiefen Heiligen-Dreifaltigkeits-Erbstollen" vorgetrieben. 1965 erfolgte das Abteufen eines Blindschachtes von der -173m zur -293m Sohle. Auf der -173m-Sohle wurde ein Richtquerschlag Richtung Grube Bösenbrunn angelegt. 1966 wurden die Sohlen -213m, -253m und -293m aufgefahren und der Tiefe Heilige Dreifaltigkeits-Erbstollen verplombt.

Bereits 1970 wurde der Blindschacht bis auf die -453m-Sohle weiter abgeteuft, die -373m-Sohle aufgefahren und damit begonnen, den Blindschacht nach Übertage hochzubrechen, um eine Einrichtung zur Schachtförderung zu bauen. Dieser Zentralschacht wurde bis 1978 fertiggestellt. Parallel dazu wurde ein umfangreiches Bohrprogramm zur Erkundung der Lagerstätte von Übertage bis 900 m Teufe auf einer Länge von 2,5 km durchgeführt.
Über den Richtquerschlag 1974 auf der -173m-Sohle wurde die Grube Bösenbrunn angeschlossen und dem VEB Patriot als Teilbetrieb zugeordnet. Von dort aus wrde der Bereich unter den Grubenbauen der „Grünen Tanne“ erkundet.

1977 ging der Tagebau im ehemaligen Bereich des Kunstschachtes und der Ludwig-Fundgrube 1977 in Betrieb.

Nach der Einrichtung der Betriebsräume auf der -453m-Sohle (1978) begann 1979 die Spatförderung auf dieser Sohle. Nun wurde ein Bohrprogramm zur Untersuchung des Bösenbrunner Spatgangs bis zu einer Tiefe von 800 m auf einer streichenden Länge von 3 km durchgeführt. Im selben Jahr begann die Förderung unterhalb der „Grünen Tanne“. Im Jahr darauf wurde ein Richtquerschlag von Schönbrunn auf der -293m-Sohle zur Grünen Tanne aufgefahren.

1985 legte man eine Rampe zur -613m-Sohle an und führte Elektrolader ein. Dazu kam 1986ein Oberleitungssystem für die elektrobetriebenen Lader und Transporter. Der Abbau auf der -483m-Sohle begann 1988. 1989 wurde zusätzlich ein Steinbruch zur Eigenversatzgewinnung angelegt.

Das Ende des Reviers

Nach der politischen Wende wurde 1990 die VEB Patriot zur Fluss- und Schwerspat GmbH Lengenfeld umgebildet. Im selben Jahr wurde der Gang auf der -533m-Sohle aufgeschlossen und es erfolgte ein weiterer Aufschluss auf der -453m-Sohle.

Nachdem am 31.Januar 1991 die Förderung in der Grube Schönbrunn eingestellt worden war, wurden im Mai 1991 die Grubenbaue bis zur -533m Sohle geflutet. 2010 wird das Grubengelände Schönbrunn beräumt und mit dem Fördergerüst des Hauptschacht das letzte Fördergerüst im Vogtland umgelegt.

Mineralisation

Fluorit ist das bekannteste Mineral der Fluoritgrube Schönbrunn. Interessant sind die so genannten "Ochsenaugen", sich kreuzförmig durchdringende Zwillingskristalle mit charakteristischen Einkerbungen und gerundeten Seitenflächen. Diese Zwillinge waren meist violett, selten weiß gefärbt, und traten in einer rosaweißen Matrix aus Sternquarz und Feldspat (Varietät "Paradoxit") auf. Diese kamen typischer Weise im Tagebau I auf. Untertage war der Fluorit fast immer derb.
Nach dem Fluorit trat v.a. Pyrit als bedeutendes Mineral auf - in einem frischen, blendenden Glanz mit Kristallgrößen um 1-2 cm (manchmal bis über 4 cm).

Alle weiteren Minerale von Schönbrunn sind wesentlich seltener. Azurit kam in den Altbergbaugebieten vor, so etwa als bis 2 cm messende tiefblaue xx von der 55 m-Sohle der Fluoritgrube. Ganz ähnliche xx konnte man auch auf hellblauem, derbem Fluorit im Tagebau I finden. Daneben gab es winzige frische Azurit xx mit Malachit und Cuprit in einem zersetzten Chalkopyrit-Limonit-Gemisch aus der alten Ludwig Fundgrube.
Besonders im benachbarten Reviert Bösenbrunn fand sich Bismuthinit in guten, frei gewachsenen schwarzgrauen Stengeln bis Zentimeterlänge. Die 173m-Sohle lieferte gut kristallisierten Baryt, an den Kanten gelblich gefärbt, sonst farblos. Bekannt sind auch schöne Stufen mit Calcit-Blätterspat.

Sekundärminerale waren allgemein wenig verbreitet. Außer Azurit sind hier die aus dem seltenen Galenit hervorgegangenen Minerale Cerussit, Pyromorphit und Wulfenit zu nennen.

Mineralien-Bestandsliste Flussspatgrube "Patriot"

Adular (Var.: Orthoklas), Akanthit, Albit, Amethyst (Var.: Quarz), Anatas, Andalusit, Andradit, Anglesit, Ankerit, Annabergit, Aragonit, Arfvedsonit, Arsen, Arsenopyrit, Azurit, Baryt, Bergkristall (Var.: Quarz), Bernalit, Bismuthinit, Bornit, Breithauptit, Calcit, Cerussit, Chalcedon (Var.: Quarz, Mogánit), Chalkanthit, Chalkopyrit, Chalkosin, 'Chlorit-Gruppe', Chrysokoll, Cobaltit, Covellin, Cuprit, Dolomit, Epidot, Erythrin, Ferro-Hornblende, Fluorit, Galenit, 'Gersdorffit', Gips, Goethit, Greenockit, Hämatit, Hemimorphit, Ilmenit, Jaspis (Var.: Chalcedon), Kalifeldspat (Var.: Feldspat-Gruppe), Kaolinit, Kassiterit, Klinochlor, Konichalcit, Kryptomelan, Kupfer, Lepidokrokit, 'Limonit', Lithiophorit, Löllingit, Magnetit, Malachit, Manganocalcit (Var.: Calcit), Markasit, Melanterit, Milchquarz (Var.: Quarz), Mimetesit, Nakrit, Nickelin, Nickelskutterudit, Nontronit, Ochsenauge (Var.: Fluorit), Olivenit, 'Olivin-gruppe', Orthoklas, Oxyplumboroméit, Paradoxit (Var.: Orthoklas), Parkerit, Pharmakosiderit, 'Psilomelan', Pyrit, Pyrolusit, Pyromorphit, Pyrrhotin, Quarz, Ranciéit, Rauchquarz (Var.: Quarz), Rhodochrosit, Schwefel, Siderit, Silber, Skorodit, Skutterudit, Specularit (Var.: Hämatit), Sphalerit, Stilpnomelan, Tenorit, Thuringit (Var.: Chamosit), Titanit, Ullmannit, Vauquelinit, Wismut, Witherit ?, 'Wollastonit', Wulfenit