Frauenweiler

FRAUENWEILER-UNTERFELD

Frauenweiler ist ein zur Stadt Wiesloch gehörender Ort im Rhein-Neckar-Kreis im nördlichen Baden-Württemberg. Der heutige Ort im Südwesten der Gemarkung von Wiesloch wurde erst 1937 angelegt, hat seinen Namen jedoch von einem bereits im Mittelalter bestehenden gleichnamigen Weiler an etwa dieser Stelle erhalten (dem Namen nach wohl ein Nonnenkloster an dieser Stelle).

Dort liegt die Tongrube Unterfeld. Der Rupel-Ton wurde ab 1978 bis in die 90er Jahre des 20. Jh. von der Fa. Bott zur Ziegelproduktion abgebaut. Experten halten die ehemalige Tongrube Unterfeld in Rauenberg für eine der bedeutendsten Fossilienfundstätten der Welt. So schreibt das Hessische Landesmuseum Darmstadt:

„Der Rupelton wurde im Oligozän (vor ca. 32 Millionen Jahren) am Grund eines Meeresarmes abgelagert, der von der damaligen Nordsee bis in den Oberrheingraben und das Mainzer Becken reichte. Die Grube Unterfeld bei Rauenberg (besser bekannt als Tongrube Frauenweiler) ist einer der letzten Aufschlüsse, in der diese Ablagerungen noch zugänglich sind. Berühmt wurde sie vor allem durch die Entdeckung des weltweit ältesten Kolibris, doch auch andere Vogelarten und sogar Reptilien und Säugetierreste wurden hier gefunden. Besonders bedeutend ist die dortige Fischfauna. Die Vielfalt des Artenspektrums und die Überlieferung feinster Skelettdetails ermöglichen ein breites Spektrum von Untersuchungen, vor allem im Hinblick auf heutige Formen.

Die Grube wurde 2011 von der Gemeinde Rauenberg übernommen. Sie ist inzwischen fast vollständig mit Abraum und Bauschutt verfüllt, ein Großteil des Geländes wird von einer Photovoltaik-Anlage bedeckt. Dankenswerterweise wurde ein Restareal für paläontologische Ausgrabungen ausgespart. Dennoch sind weitere Baggerarbeiten notwendig, um das Areal für den Fortgang der Grabungen zu erschließen.“

Aufgrund der Aufsehen erregenden Funden sollen nun – laut RNZ vom 28.03.2014 - weitere Grabungen über einen Zeitraum von 3 Jahren stattfinden. Die RNZ dazu:

„Möglich wurde dieses Vorhaben dank einer Finanzierungszusage der Heidelberger Klaus-Tschira-Stiftung, die für die Erforschung der Tongrube Unterfeld fast 300.000 Euro an Fördermitteln bewilligte. "Damit sind wir für die nächsten drei Jahre voll handlungsfähig", freute sich Prof. Frey über die Förderung eines solchen Grabungsprojektes in dieser Höhe, was keineswegs selbstverständlich sei. Die Förderung unterstreicht aber auch die Bedeutung der Fossilienfundstätte Unterfeld, die Eberhard Frey auf einer Ebene sieht mit bekannten Auslandsprojekten des Naturkundemuseums Karlsruhe, etwa in Mexiko oder Chile.

Dort, wo sich heute die Tongrube Unterfeld befindet, lag vor 32 Millionen Jahren ein Küstenstrich des Urzeitmeeres, in dessen Sedimenten bei früheren Grabungen die erstaunlichsten versteinerten Funde zutage traten: etwa die ersten und ältesten Kolibris der Alten Welt, eine Seekuh, zahllose Fischfossilien, aber auch Überreste eines Raubsäugetiers namens Apterodon.

Mit den nun beginnenden Grabungen wollen die Forscher allerdings nicht nur spektakuläre Einzelfunde bergen. Was ihnen vorschwebt, ist vielmehr "eine Gesamtschau" der damaligen Lebenswelt (so Rauenbergs Umweltbeauftragte Dr. Brigitta Martens-Aly). Dabei kommt es nach den Worten Freys vor allem auf die Details an, die genau dokumentiert und in ein zentrales Register aufgenommen werden sollen.“

Schicht für Schicht wird der Boden abtragen, um umfassende Einblicke in das Leben vor etwa 20 bis 30 Millionen Jahren zu gewinnen. Die Arbeiten werden mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Erste vorsichtige Rückschlüsse auf die Lebensverhältnisse vor 31 Millionen Jahren sind aber heute schon möglich. Aufgrund der bislang entdeckten Fossilien wird vermutet, dass es sich bei der Fundstelle um ein flaches, marines Gewässer gehandelt haben muss, wie z. B um eine Meeres-Bucht. Das damalige Klima glich in etwa dem der heutigen Karibik. Die Landoberfläche war bedeckt von dichten Urwäldern aus Palmen und Farnen, in denen Kolibris und Libellen durch die Lüfte schwirrten.
Die Grabungsstätte steht unter Schutz und darf unbefugt nicht betreten werden.

Als Quelle zu dem Abschnitt über Frauenweiler diente mir bis dahin:
https://www.rnz.de/nachrichten/wiesloch_artikel,-Wiesloch-Grabungen-nach-Fossilien-in-Rauenberg-beginnen-_arid,12162.html - vom 28.03.2014
und
https://www.hlmd.de/museum/forschung/naturgeschichte/dr-norbert-micklich/rupeltonfische.html


Und nun auch noch ein paar für uns Mineraliensammler interessante Details aus den Zeiten, als die Tongrube noch im Betrieb und für uns zugänglich war.
Folgende Funde nennt der Mineralienatlas: Pyrit und Bitumen.

(Erklärung zu dem scheinbar ungewöhnlichen Aspekt "Bitumen": In den 50er bis Anfangs der 60er Jahre des 20. Jh. Wurde zwischen Frauenweiler und Rot durch die Wintershall AG Erdöl gefördert. Frühere erfolgreiche Abbauversuche in Forst bei Bruchsal datieren sogar schon in die Mitte der 30er Jahre.
Das erste Rohöl aus Wieslocher Gemarkung floss am 14. Januar 1953 noch mit 40 Tonnen pro Tag von selber aus; später musste gepumpt werden. Westlich von Frauenweiler standen im „Unteren Wald" mehrere Tiefpumpen, die das Erdöl aus den Schichten des Lettenkeupersandsteins in 650 m Tiefe förderten. Die Gesamtförderung des Erdölfeldes Rot betrug zwischen 1953 und 1962 61.182 Tonnen. Die Verladestation lag ein Kilometer südlich des Bahnhofes Wiesloch-Walldorf. 2013 berichtete die RNZ von Plänen zu einer Wiederaufnahme der Förderung durch eine Heidelberger Firma. Ob dieses Projekt angesichts von Klimakrise und dem notwendigen Umschwenken auf erneuerbare Energien noch ansteht, konnte ich bisher nicht herausfinden.)

PYRIT von Frauenweiler

© Jörg Geißler
"Groß"Stufen
(1) Afsichtsfläche ca 5 x 3,5 cm; (2) Aufsichtsfläche ca 5 x 5 cm; (3) Aufsichtsfläche ca 5 x 5 cm