Rettigheim

Die TONGRUBE RETTIGHEIM

Im Bereich zwischen Wiesloch und Mühlhausen stehen an der Erdoberfläche Gesteinsschichten des Mittleren Keuper an. Sie entstanden unter tropischen Bedingungen vor ca 220 Mio Jahren. Am Ostrand des Taiernbacher Tales wurden Rote Mergel abgebaut zur Abdichtung des Hochwasserrückhaltebeckens.

Über diesen Schichten liegt eine Abfolge von grauen, grünlichen und rötlichen Tonmergelsteinen - der 45 Meter mächtige so genannte Steinmergelkeuper. Dieser wurde im Gewann „Leimengrube“ als Rohstoff für Ziegel abgebaut.

Vor ca 200 Millionen Jahren drang ein warmes Meer in unseren Raum vor, das fossilreiche, tonige, mergelige und kalkige Ablagerungen hinterließ. Die älteste Schicht ist der sogenannte „Lias alpha“, eine Wechselfolge von Kalksteinen, Mergelsteinen und bitumösen Tonsteinen. Dort lassen sich Meerestiere als Versteinerungen finden: Tintenfische, Muscheln, Schnecken und sogar Reste von Ichthysauriern. Diese Schichten kommen im südwestlichen Teil der Gemarkung in den Gewannen „Lückenbusch“, „Rotschlag“ und „Hammelsgraben“ vor und wurden teilweise zum Kalkbrennen genutzt. Beim Bau der Umgehungsstraße wurden diese Schichten angeschnitten und viele Versteinerungen freigelegt.

Darüber liegen die dunklen Steine des „Lias beta“. Sie sind ein ausgezeichneter Rohstoff für Ziegeleiprodukte. Schon zwischen 1546 und 1766 gab es im Gewann „Grombach“ bei der Östringer Waldkapelle eine Ziegelei. Dieser Rohstoff wird bis heute in der Tongrube Rettigheim ausgebeutet.

Diese Informationen zur geologischen Situation um Mühlhausen stammen von: https://www.muehlhausen-kraichgau.de/de/gemeinde-daten/geschichte/ot-muehlhausen


Wie die RNZ vom 04.08.2017 berichtet, stellte die Betreiberfirma Wienerberger vor längerem einen Antrag auf Erweiterung der Abbaufläche nach Südwesten hin, dem Malsch und Mühlhausen zugestimmt hatten und dem – trotz Protesten von Bürgerinitiativen – im Jahr 2017 auch das Regierungspräsidium Grünes Licht gab.

Die Wienerberger GmbH Wienerberger ist ein Tochterunternehmen der Wienerberger AG (Hauptsitz Wien) und produziert schon seit etwa 200 Jahren Ziegel. Das international operierende Unternehmen gibt es seit 1986 auch in Deutschland mit Sitz in Hannover. Bundesweit gibt es 17 Produktionsstandorte.

Vor kurzem war zu hören, dass Wienerberger die Tongrube in Rettigheim schließt. Anlass ist wohl die Produktionsstillegung der Ceraton-Werke in Malsch zum Jahresende 2019. Allerdings habe ich hierzu nur im Rahmen eines Treffens des Mineralienvereins Walldorf gehört, im Internet habe ich dazu nichts gefunden.


Folgende Funde konnten in der Grube gemacht werden:
In der Grube wurde in bestimmten Schichten Pyrite gefunden, dazu Gips und Halotrichit als Verwitterungsmaterial. Mitunter gab es auch schöne Funde von pyritisierten Fossilien.



PYRIT

© Jörg Geißler
(1) laut alten Sammlungszetteln als "Markasit" eingestuft, eher aber Pyrit; Breite der Stufe etwa 5 cm

pyritisiertes Fossilienensemble

© Jörg Geißler
(1) nettes Ensemble aus Seeliliengliedern, Ammoniten und Muscheln - da ich mich mit Fossilien weiter nicht auskenne, verkneife ich mir jede weitere Einschätzung. Länge des Exponats etwa 10 cm.