Klingenthal II
Bergbau seit 1945
Am 9. Mai 1945 besetzten amerikanische Truppen das Gebiet. Nach einer Zwangspause aufgrund des Zusammenbruchs der Stromversorgung wurde die Grube Juni 1945 als betriebsbereit eingestuft. Am 02. Juli 1945 übernahmen sowjetische Truppen das Gebiet, und nach Wiederaufnahme der Stromlieferungen konnte der Förderbetrieb im August 1945 wieder aufgenommen werden.
Die am 4. April 1946 gebildete „Sächsische Gewinnungs- und Erkundungsgruppe“ (ab Juli 1946 „Sächsische Bergbauverwaltung“) nahm noch im selben Jahr mit einer kleinen Gruppe sowjetischer Geologen die Suche nach Uranvererzungen im Gebiet auf, in die bei laufendem Betrieb auch die Grube Tannenberg einbezogen war. Im Januar 1947 wurden die Arbeiten der Geologengruppe ergebnislos eingestellt.
Ende Mai 1947 wurde die Aufbereitung des Werkes in sowjetisches Eigentum überführt und seit Juli 1947 als Objekt 32 der Wismut AG geführt. Die Aufbereitungsanlage der Zinnerzgrube war die erste Aufbereitung der Wismut. Sie verarbeitete schon erzgebirgische Uranerze, bevor der Uranbergbau bei Tannenbergsthal einsetzte. Später kamen auch Erze aus Thüringen hinzu.
Mit dem Ausbau der Aufbereitung, die sich am Mundloch des Tannenbergstollns befand, war der Stollen jedoch für die Förderung von Zinnerzen nicht mehr nutzbar und die Gewinnungsarbeiten wurden Ende August 1947 eingestellt.
1948 wurde die Grube Tannenberg dem neu gegründeten VEB Wolframerz-Zschorlau zugeordnet und fortan als Betriebsteil der Grube Gottesberg (Muldenhammer) geführt.
Neue Erkundungsarbeiten begannen im Frühjahr 1948, Ausgangspunkt für die Uranerkundung war der Schacht 176. Das Grubenfeld erhielt ab 1950 die Bezeichnung Objekt 6 der SAG Wismut, die Schächte der Grube Tannenberg und ihres Grubenfelds wurden in die Schachtnummerierung der Wismut einbezogen (Tannenbergstollen mit Schachtnummer 176, der Blindschacht der Grube mit Schachtnummer 177, der Stollen Himmelfahrt mit der Nummer 178, der Drei-Brüder-Stollen mit der Nummer 179 und der Friedrich-August-Stollen mit der Nummer 180) und aufgewältigt.
Am 9. Dezember 1948 wurden die Erkundungs-Arbeiten eingestellt. Um die angetroffenen Erze zu fördern, mussten zunächst größere Aufwältigungsarbeiten vorgenommen werden.
Nachdem 1952 der 1,7 Kilometer langen Mühlleithener Stollen vom südöstlich des Kiel gelegenen Steinbachtal aus aufgefahren wurde und der Stollenvortrieb 1954 auf dem Niveau des Tannenbergstollns das Grubenfeld traf, konnte der Abbaubetrieb wieder aufgenommen werden. Gefördert wurde das Erz über folgende Schächte: Maischacht (244), Schneckensteinschacht (241), Zentralschacht (347), Seeschacht (343), Jugendschacht (252), Waldschacht (344) und Hasenschacht (321).
Es wurden auf insgesamt 44 Erzgängen Uranerze abgebaut. Besonders ergiebig war der Gang "Wostotschnaja", weil er von der 820m- Sohle bis zur 100m- Sohle in einer streichenden Erstreckung von 800m komplett bauwürdig war. Abbaubreite: 1,20m.
Die in der Grube Tannenberg bis zum Betriebsende insgesamt aufgefahrene Streckenlänge betrug ca. 260 km!!! Von 1949 bis 1960 wurden 953,2 t Uran gewonnen, wobei bis zu 6000 Arbeitskräfte insgesamt beschäftigt waren!
Im gesamten Raum Gottesberg-Mühlleithen kam es zwischen 1958 und 1961 zudem zu einer umfangreichen unter- als auch übertägigen Zinnerkundung. Dabei konnten insgesamt 7 Greisenkörper festgestellt werden, unter ihnen die Schneckensteinbrekzie sowie die umgebenden Quarzporphyrschlote. Die meisten der Körper erwiesen sich als nicht bauwürdig, durch Bohrungen unterhalb der 745m-Sohle konnte allerdings auch ein weiterer Erzkörper ähnlichen Ausmaßes wie die bereits abgebauten nachgewiesen werden, der bis heute nicht angeschlagen wurde. Stattdessen wurde der Grubenbetrieb 1964 nach dem vollständigen Abbau der Greisen I und II eingestellt.
1967 gab es erneute Erkundungsarbeiten nordöstlich der Tannenberg-Pinge parallel der alten Pingenzüge (NNE-SSW), deren Zweck allerdings unbekannt ist. Daraufhin wurde der Bergbau auf Tannenberg im März 1968 endgültig eingestellt.
Nachnutzung der Grubenanlagen
Mühlleithen
Noch im Jahr 1964 wurde mit dem Umbau der Werksgebäude zum Wintersporttrainingszentrum begonnen. Nach 1990 standen die Gebäude teilweise leer. Gegenwärtig wird das Hauptgebäude als Hotel genutzt, weitere Gebäude beherbergen ein Begegnungszentrum.
Die Gebäude im Bereich des Tannenbergstolln wurden bis 1990 als Ferienheim und Kinderferienlager betrieben. Später wurden diese Gebäude teilweise abgerissen, das Zechenhaus wird heute vom Besucherbergwerk genutzt.
Besucherbergwerk „Tannenberg“
Als es in den 90er Jahren Bestrebungen gab, im Gebiet des Schneckensteins ein Besucherbergwerk einzurichten, standen zunächst zwei Objekte zur Auswahl: Die Zinnerzgrube Tannenberg und die noch aktive Schwerspatgrube Brunndöbra. Nach der Entscheidung für Tannenberg wurde die Grube
in den Folgejahren aufgewältigt, ausgebaut und 1996 für den Besucherverkehr freigegeben.
Auf der 835m-Sohle betreibt das Sächsische Landesamt für Umwelt und Geologie seit Ende 2000 die seismische Station Tannenbergsthal.
Das ehemalige Verwaltungsgebäude der Aufbereitungsanlage nutzte der VEB Industriewerke Karl-Marx-Stadt zunächst als Ferienheim. Seit 2005 befindet sich hier das Vogtländisch-Böhmische Mineralienzentrum.
Fundmöglichkeiten?
An der Straße über Mühlleiten nach Klingenthal biegt man direkt am Ortseingangsschild Klingenthal links ab und erreicht nach ca. 150 m einen kleinen Parkplatz. Ein Bach verläuft direkt am Parkplatz vorbei. Der Bachlauf ist voller Jaspis, Färbungen von von ziegelrot bis fleischrot, bachaufwärts tritt der Jaspis noch häufiger auf.
Weitere ähnliche Fundstellen in der Gegend z. B. an der großen und kleinen Pyra bei Morgenröte-Rautenkranz.
Wenn man weiter nach Klingenthal hineinfährt, biegt rechts eine Straße ab in Richtung Muldenberg. An der Aschbergschanze vorbei fährt man weiter in Richtung Muldenberg und erreicht nach ca. 500 m rechts ein kleines Gewerbegebiet. Hier fährt man in das Gewerbegebiet hinein und folgt der Straße. Auf ihr erreicht man die ehemalige Schwerspatgrube Brunndöbra.
Zu Ende der DDR-Zeit hat man hier noch eine neue sehr aufwendige Rampe mit Gefälle in den Berg getrieben um einen neuen tieferen Grubenbereich aufzuschließen. Nach der Wende wurde der Abbau jedoch 1991 eingestellt. Die vorhandene Halde ist vollkommen taub.
Bestandsliste Tannenberg
Amethyst (Var.: Quarz), 'Apatit-Gruppe', Arsenopyrit, Autunit, Brochantit, Chalkophyllit, Chalkopyrit, Chalkosiderit, Chenevixit ?, Covellin, Cuprit, Enargit, Fluorit, Hämatit, Ilmenorutil (Var.: Rutil), Kakoxen, Kaolinit, Kassiterit, Kupfer, Langit, 'Liskeardit', Malachit, Molybdänit, Olivenit, Pharmakosiderit, Posnjakit, Pyrit, Quarz, Schörl, Serizit (Var.: Muskovit), Silber, Skorodit, 'Tennantit-Serie', Tenorit, Topas, Torbernit, Türkis, 'Turmalin-Supergruppe', Wavellit, 'Wolframit'