Bereich Darmstadt-Dieburg

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Die FRANKENSTEIN-FORMATION

Innerhalb dieser Formation liegen die hier auf dieser Unter-Seite dokumentierten Fundstellen Glasberg und Waschenbach.

Der Glasberg gehört geologisch zum Frankenstein-Komplex, dem nördlichen Teil des kristallinen Odenwalds zwischen Darmstadt und Seeheim im Westen, der Reinheimer Bucht im Osten und der SW-NE verlaufenden Scherzone Seeheim-Groß-Bieberau bezeichnet. Er besteht v. a. aus Gabbrogesteinen, die im Oberdevon vor etwa 360 Millionen Jahren aus dem Erdmantel in die Erdkruste eindrangen.

Das für den Komplex namengebende Frankensteinmassiv liegt innerhalb einer Linie Seeheim-Eberstadt-Ober-Ramstadt-Modautal-Seeheim und hat einen im Allgemeinen zonierten Aufbau: Der Gabbro- Anorthit bzw. Eukrit-Kern wird von Diorit und Granitschollen und diese wiederum von einem Schiefergneismantel umschlossen. Der Gabbro setzt sich mineralogische hauptsächlich aus etwa 60 % Plagioklas, 20 % Klinopyroxen, 10 % Olivin zusammen.

Bei variszischen und späteren (z. B. tertiären) tektonischen Vorgängen rissen immer wieder in den Gesteinsmassen Spalten auf, in welche u. a. jüngere Aplite, Calcit-Baryt- oder Kupfer-Silberkobalt-Uran-Schmelzen eindrangen, die zu Ganggesteinen bzw. Erzgängen auskristallisierten wie im Steinbruch am Wingertsberg bei Nieder-Ramstadt. Auch in der Nähe der Burg Frankenstein sind Ganggesteine, Odinit (=Spessartit), in den Gabbro eingeschlossen.
Solche Formationen sind weiter in Steinbrüchen aufgeschlossen, in denen Gabbro oder Diorit für Bausteine sowie Straßenschotter abgebaut wurden bzw. werden: z. B. bei Nieder-Beerbach, am Emmertsberg bei Frankenhausen und am Wingertsberg bei Nieder-Ramstadt (Amphibolit/Diorit).

Das heutige Landschaftsbild im nördlichen Odenwald entwickelte sich im Tertiär, d. h. es ist einmal geprägt von den Verwitterungsprozessen und zweitens durch die bei Vulkanausbrüchen eruptierten Gesteine wie die Trachyte im östlichen Gebiet in Richtung Reinheimer Bucht z. B. bei Eppertshausen, Dietzenbach und Heusenstamm, für die ein Kalium-Argon-Alter von 65 bis 69 Millionen Jahren bestimmt wurde.

Die Basaltreste des Roßberg-Vulkans bei Roßdorf, die in einem Steinbruch zu Schotter zerkleinert werden, entstanden vor etwa 42,5 Millionen Jahren. Außerdem bestätigt ein ehemaliges Maar im Gebiet der Grube Messel die lange andauernden Erdbewegungen in der Region. Dort löste das Zusammentreffen von Wasser und heißem Magma eine Wasserdampfexplosion aus, die einen bis zu 300 Meter tiefen Trichtersee hinterließ. Dieser füllte sich vor rund 47 Millionen Jahren mit Ablagerungen, u. a. auch mit Tieren und Pflanzen, die in den später verfestigten Tonsteinen als Fossilien konserviert blieben.

Die entscheidende Ursache für die gegenwärtige Morphologie im Bereich des Frankenstein-Komplexes ist die Absenkung des Oberrheingrabens. Vor 45 Millionen Jahren zerbrachen Erschütterungen das Gebiet des heutigen Odenwaldes in Gebirgsblöcke und Gräben. Begleitet waren diese tektonischen Vorgänge durch eine Zunahme der vulkanischen Aktivitäten im gesamten westlichen Odenwald, mit einem Schwerpunkt im Sprendlinger Horst, v. a. am westlichen Grabenrand zwischen Langen und Egelsbach.

Das andauernd absinkende Rheintal legte auch die Erosionsbasis für die Flüsse und Bäche wie die Modau und ihre Zuflüsse Waschenbach und Mordach/Beerbach bzw. den Darmbach immer tiefer, so dass sie sich zunehmend ins Gestein einschnitten. Im Sprendlinger Horst zerlegten Hengstbach/Grundbach, Heegbach und Silzbach die Sandsteine des Rotliegenden und die Lavadecken, deren Reste heute als Härtlinge viele Anhöhen bilden.

Außerdem begünstigte das warmfeuchte Klima dieser Zeit die Verwitterung. So wurden nicht nur die mächtigen Buntsandsteinschichten, die sich im Mesozoikum auf dem Granitsockel des Gebirges bzw. dem Rotliegenden abgelagert hatten (Weiteres unter Geologie des Odenwaldes), zerkleinert und durch die Flüsse erodiert, sondern ebenfalls der im Bereich des Frankenstein-Komplexes wieder freigelegte kristalline Bergrumpf. Dadurch entstanden auch die Diorit- oder Gabbro-Magnetklippen am Langenbergkamm in der Nähe der Burg: Die oberen Partien auf dem Höhenrücken zerrissen in Blöcke und die anschließende Chemische Verwitterung löste ihren Verband von den Rändern aus auf, so dass sie von Verwitterungsgrus umgeben waren. In der anschließenden Eiszeit setzten sich diese Erosionen fort: Regengüsse legten die Felsen frei und spülten die Kiese, Sande und Lehme auf die Hänge (Hangschuttdecken) und in die Täler, wo sie die Bäche zu den Senkungsgebieten, dem Rheingraben im Westen bzw. der Reinheimer Bucht im Osten, abtransportierten und dort ablagerten.

Informationen zu diesem Abschnitt aus: https://dewiki.de/Lexikon/Frankenstein-Komplex

NIEDER-BEERBACH

Über die Abbaugeschichte am Glasberg konte ich leider im Internet nichts finden, bis auf eine kurze Notiz. Derzufolge war der ehemalige Betreiber die Odenwälder Hartstein-Industrie (OHI), die 1957 von der regionalen Konkurrenz, der Mitteldeutschen Hartstein-Industrie AG (MHI) erworben worden sei. Diese betreibe den Steinbruch am Glasberg noch heute.

Allerdings konnte ich einen längeren Artikel über die Erweiterungspläne seit 2009 finden. Dazu einen Ausriss aus www.echo-online.de. Dort wird im November 2016 berichtet, dass Pläne zur Erweiterung des Steinbruchs um 5,3 ha, die bereits 2009 genehmigt worden seien, nun im folgenden Jahr umgesetzt werden sollen.

"In dem jetzt zur Erweiterung angedachten Steinbruch in Nieder-Beerbach werden jedes Jahr etwa 500 000 Tonnen Gestein aus dem Boden gelöst. Das geschieht mittels Sprengungen, die im Schnitt etwa alle drei Wochen erfolgen. Dabei geht es dem Betreiber um den überwiegend grauschwarzen Gabbro, ein grobkörniges, magmatisches Gestein, das als Variante des Basalts tief im Erdmantel entsteht. Im vergangenen Jahr wurde mit der Gemeinde Mühltal ein neuer Pachtvertrag über 25 plus 5 Jahre für den Steinbruch in Nieder-Beerbach geschlossen.
Das bedeutet, dass zwar 30 Jahre Abbau angedacht sind, für die Hartsteinwerke nach 25 Jahren aber eine Ausstiegsoption existiert, wenn sich der Abbau dann nicht mehr rechnet. Das erste Drittel davon sei vor Jahren sofort in Angriff genommen worden. Jetzt will das Unternehmen nun die übrige Fläche nutzen. Denn im Steinbruch wird es für die Fahrzeuge eng. „Die Großgeräte, die sich bewegen, müssen einen Bewegungsspielraum haben, um sicher fahren, drehen und laden zu können.“ Soweit auch das Zitat von dieser Website.


Der Steinbruch am Glasberg gilt als die bedeutendste Fundstelle im Bereich der Großgemeinde Mühltal östlich von Darmstadt.

Folgende Mineralien wurden dort bereits gefunden:

Adular (Var.: Orthoklas), Akanthit, Aktinolith, Albit, 'Allanit-Gruppe', Allanit-(Ce), Analcim, Annabergit, Aragonit, 'Argentit', Argentopyrit, Arsen, Arseniosiderit, Arsenolamprit, Arsenolith, Azurit, Baryt, Betechtinit, Bornit, Calcit, Cerussit, 'Chabasit-Serie', Chalcedon (Var.: Quarz, Mogánit), Chalkopyrit, Chalkosin, Chlorargyrit, 'Chlorit-Gruppe', Chrysotil, Cinnabarit, Covellin, Cubanit, Cuprit, Datolith, Emplektit, Epidot, Erythrin, Fettelit (TL), Galenit, Gips, Goethit, Hämatit, 'Heulandit-Serie', 'Hornblende', Hörnesit, Imiterit, Jalpait, Kaatialait, Kainosit-(Y), Klinosafflorit, Kongsbergit (Var.: Silber), Konichalcit, Kupfer, Kutinait, Lautit, Löllingit, Magnetit, Malachit, Metacinnabarit, Molybdänit, Mordenit, Natrolith, Nickelin, Nickelskutterudit, Orthoklas, Paxit, Pearceit-Tac, Pearceit-T2ac (Poly.: Pearceit-Tac), Pektolith, Pharmakolith, Pitticit, Prehnit, Proustit, 'Psilomelan', Pyrargyrit, Pyrit, Pyrophyllit, Pyrrhotin, Quarz, Quecksilber, Ramsdellit, Realgar, Roselith-Beta, Rösslerit, Safflorit, Silber, Skutterudit, Smithit, Sphalerit, Sternbergit, 'Stilbit-Serie', Symplesit, Tennantit, Tirolit, Titanit, Trechmannit, Xanthokon, Xonotlit, Zirkon

Mittels der Links finden Sie Aufnahmen der betreffenden Mineralien.

Weitere Infos unter dem Link Mineralienatlas/Glasberg

WASCHENBACH

Ein weiterer bekannter Aufschluss im Bereich der Gemeinde Mühltal sind die Hartsteinwerke Thomas in Waschenbach.

Seit mehr als einem Jahrhundert werden in der Umgebung von Waschenbach Steine abgebaut. Bedeutung für die Erschließung der Bau-Rohstoffe hatte die Familie Thomas, auch wenn zu Beginn noch andere Betreiber beteiligt waren. Das "Steinbrechen" in Waschenbach begann mit Adam Thomas (1859 – 1950) aus Frankenhausen.

Bei dem Rohstoffvorkommen handelt es sich um Gabbro, ein Tiefengestein wie Granit. Zunächst wurde solches Gestein in der Gemarkung Billerstein am Kastenwald gewonnen. 1892 war ein Großauftrag für die Gemeinde zu erledigen: Im Rahmen der Flurbereinigung wurden von ihm 216 Setzsteine geliefert. Am 14. April 1897 erteilte das Großherzogliche Kreisamt „dem Adam Thomas aus Frankenhausen …. die Genehmigung zur Anlage und zum Betrieb eines Steinbruchs in der Gemarkung Waschenbach auf dem Grundstück Flur III … im Kastenwald“.

Der Abbau im Kastenwald war allerdings schwierig. Die Löcher für die Sprengung mussten im Handbetrieb eingebracht werden. Das anschließende Zerkleinern von größeren Steinbrocken war zeitraubend, weil die Steine „verkehrt“ saßen. Sie splitterten nicht wie gewünscht. Daher wurde eine neue Abbaustätte im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in der Gerberstadt eröffnet, was allerdings zu Konflikten mit Anwohnern führte. Auf dieser Seite des Buchwalds saßen die Steine „richtig“, d.h. es gab beim Brechen und Sprengen nicht die Probleme, wie sie Adam Thomas am Billerstein hatte.

Dieses Vorkommen weckte dann auch das Interesse weiterer Rohstoff-Firmen, wie z.B. der Odenwälder Hartsteinindustrie OHI. Sie war 1898 u.a. aus den Steinbrüchen in Nieder-Ramstadt und Roßdorf hervorgegangen. Im Ort hat sie wenige Jahre Steine in der Steingretel (hinterer Buchwald) abgebaut, wie man heute noch feststellen kann.

Für die Zeit des Ersten Weltkriegs gibt es keine Aufzeichnungen. Erste Bilder und Dokumente stammen erst wieder aus den 1930er Jahren. Vorher wurden Waschenbachs Steine aber auch für weitere Betreiber interessant. Ab diesem Jahr versuchte Georg Thaler sein Glück, und zwar am Kastenwald (Billerstein) in dem von Adam Thomas aufgegebenen Gelände. Im Jahr 1928 zahlte Georg Thaler für den Bruch am Billerstein eine Pacht. 1934 heißt es im Kassenbuch der Gemeinde dann aber: „Bruch nichts“. Möglicherweise hat Georg Thaler in dieser Zeit die Produktion eingestellt?!

In all den Jahren hat sich der Steinbruch von Adam Thomas in der Geberstadt weiterentwickelt. Am 1.1.1936 trat Ludwig Wendel Thomas (1895 – 1971), der Sohn von Adam, in den Betrieb ein. Offenbar versuchte er sogleich, die Firma durch den Ankauf von Gelände unabhängiger zu machen.

Der 2. Weltkrieg brachte wie der 1. einen starken Einschnitt. Anfänglich wurde der Betrieb weitergeführt, zum Teil mit französischen Kriegsgefangenen. Ab 1941 ruhten die Arbeiten. 1945 wurde der Betrieb durch die Familie Thomas wieder aufgenommen. Der Betrieb entwickelte sich enorm und stieß bald an seine Grenzen. In den Jahren 1952 und 1953 begann die schrittweise Rückkehr zu den Ursprüngen: Der Bruch am Kastenwald (Billerstein) wurde reaktiviert.
Ab 1952 änderte sich die Landschaft am Kastenwald ziemlich rasch. Zunächst wurde noch mit Loren gearbeitet, ab 1954 erfolgte die Umstellung auf „gleislosen“ Verkehr.

Im Jahr 1955 treten die Söhne von Wendel Thomas, Friedrich und Ludwig, in die Firma ein. Sie verstanden es, den Steinbruch kontinuierlich weiterzuentwickeln. 1995 waren im Steinbruch am Kastenwald sechs Sohlen angelegt. Inzwischen sind es sieben. Allerdings verursachte das Unternehmen auch Ängste unter manchen Bürgern: Seine Ausdehnung in Richtung des Orts, die Sprengungen, der starke Verkehr und Feinstaubemissionen riefen in den 1990er Jahren Proteste hervor, teilweise von starken Emotionen begleitet. Die Familie Thomas hat sich inzwischen aus der direkten Betriebsleitung zurückgezogen, die OHI ist nach Waschenbach zurückgekehrt.

Zusammengefasst aus: http://www.muehltal-odenwald.de/geschich/wa/steinbruch.html

Liste der in Waschenbach gefundenen Minerale laut Mineralienatlas vom 22.04.2020:

Adular (Var.: Orthoklas), Akanthit, Aktinolith, 'Albit-Anorthit-Serie', 'Allanit-Gruppe', Allanit-(Ce), Amethyst (Var.: Quarz), Analcim, Aragonit, 'Argentit', Arsenopyrit, Azurit, Baryt, Betechtinit, 'Biotit', Bornit, Byssolith (Var.: Aktinolith), Calcit, 'Chabasit-Serie', Chalcedon (Var.: Quarz, Mogánit), Chalkopyrit, Chalkosin, Chlorargyrit, 'Chlorit-Gruppe', Covellin, Cuprit, Dolomit, Emplektit, Epidot, Euxenit-(Y), 'Feldspat-Gruppe', Fluorit, Galenit, Gips, Goethit, Hämatit, 'Heulandit-Serie', 'Hornblende', Ilmenit, Jalpait, Klinozoisit, Kupfer, Langit, Lepidokrokit, 'Limonit’, Magnesit, Magnetit, Malachit, Markasit, Mesolith, Mikroklin, Molybdänit, Muskovit, Natrolith, Orthoklas, 'Phillipsit-Serie', Prehnit, Pyrit, Quarz, Rutil, Schörl, 'Serpentin', Siderit, Silber, Sphalerit, Talk, Tennantit, Thulit (Var.: Zoisit), Titanit, 'Turmalin-Supergruppe', Zoisit

Aus dieser doch langen, imposanten Liste an Mineralfunden stehen mir - wohl weil ich nie dazu kam, einmal vor Ort zu sammeln, nur ein bescheidener Umfang an Fundstücken zur Verfügung (leider). Die vorhanden Photos könenn Sie - wie immer - anhand der mit Links unterlegten Namern betrachten.

Und hier noch der Link zur Infoseite im Mineralienatlas.