Bereich Rhein-Neckar-Kreis
Direktlink Nußloch
Direktlink Wiesloch
Direktlink Tongruben Wiesloch und Umgebung
Direktlink Mauer
Direktlink Sandhausen
NUßLOCH
Historischer Bergbau
Nussloch ist eine Gemeinde im südlichen Teil des Landkreises Rhein-Neckar, an der Basis des Kleinen Odenwalds zum Rhein hin gelegen.
Schon unter den Kelten (4.-1.Jhdt. v.Chr.) wurde hier Bergbau auf Silber betrieben. Die Römer haben den Bergbau um 75.n.Chr. wieder aufgenommen. Auf dem Steinbruchgelände war im Rahmen einer Führung auch das Mundloch eines Stollens zu sehen, der noch aus der Römerzeit stammen soll. Es gibt Anlass zu Vermutungen, dass das Silber von Nußloch (und Wiesloch) den Römern auch bei der Finanzierung von Eroberungskriegen geholfen hat.
Nach dem Abzug der Römer ruhte der Bergbau zunächst, wurde dann aber um 850 n.Chr. durch die Franken wiederaufgenommen. In Leimen und Rauenberg wurde auf Blei verhüttet und in Sandhausen der Silbergehalt des Bleiglanzes gewonnen. Um 950 wurden die Verhüttungseinrichtungen nach Wiesloch und Nußloch verlegt.
Spuren des Bergbaus und der Verhüttung finden sich auch noch innerhalb der Ortschaften. So trägt eine Straße in Nußloch den Namen „Loppengasse“ – also Schlackengasse. Durch den Leimbach wurden die Schlacken teilweise ausgewaschen, Folge ist ein erhöhter Arsengehalt im Schlamm des Bachbodens. Die Böden sind außerdem mit Cadmium und Thallium belastet. Daher gilt ein Anbauverbot für bestimmte, Schwermetall anreichernde Pflanzenarten auf den Gemarkungen von Wiesloch, Nußloch, Leimen und Walldorf.
Insgesamt lagern in Nußloch und Wiesloch ca 400.000 to Verhüttungsschlacken. Daraus lässt sich errechnen, dass etwa 100 to Silber gewonnen wurden.
(Für die Info zum historischen Bergbaurevier Nußloch-Wiesloch wurden Texte von Dr Ludwig H Hildebrandt verwendet)
Heutige Situation
Seit etwa 1900 wird Kalkstein im Steinbruch Nußloch-Baiertal am Ludwigs-/Leopoldsberg durch die Heidelberger Cement AG abgebaut. Bis 1950 wurde der Abbau noch über Stollen vorangetrieben (so genanntes Rolllochverfahren), insgesamt gab es 20 Stollen und 1.200 m Strecken. Seit den 50er Jahren wurde das Vorkommen dann oberirdisch erschlossen. Die alten Stollen dienen der Entwässerung des Steinbruchs.
Seit 1961 kooperiert die Heidelberg Cement AG mit dem Naturschutzbund Deutschland (NaBu). Damals wurden sieben Hektar des Steinbruchs als Vogelschutzgebiet ausgewiesen.
Im Pflegeplan des NaBu sei auch eine alte Bergwerkshalde, die sich durch einen "Schwermetallrasen" auszeichne. Die extremen Bedingungen könnten nur einige wenige Pionierarten vertragen. Zu den besonders seltenen Arten, die der Nußlocher Steinbruch beherbergt, zählte die Schlingnatter, der Steinschmätzer, die Gelbbauchunke und die Blauflügelige Ödlandschrecke
Nach einem Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung aus dem Jahr 2015 wird der Steinbruchbetrieb noch für ca 12 bis 15 Jahre aufrechterhalten werden können (also bis ca 2030), denn der Bruch stoße so langsam an die Genehmigungsgrenze.
Eigene Erfahrungen
Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre konnte ich den Steinbruch einmal selbst besuchen. Momentan bin ich noch auf der Suche in den Tiefen meiner Jugendsammlung, denn da gab es nette Funde von doppelendigem gelbem Calcit auf Sphalerit. Vielleicht lässt mir der Sommer Zeit, da mal "nachzugraben".
Hinweis
Im Gegensatz zur Situation in den 70er/80er Jahren ist heute das Betreten des Steinbruchs aus Sicherheitsgründen verboten.
Mineralienbestand
(nach Mineralienatlas vom 16.04.2020)
Ankerit, Auripigment, Baryt, Calcit, Cerussit, Chalkopyrit, Dolomit, Galenit, 'Galmei', Gips, Goethit, Jarosit, 'Limonit', Markasit, Melanterit, Mimetesit, Pyrit, Quarz, Realgar, Rozenit, Siderit, Smithsonit, Sphalerit
(Photos dazu beim Klicken auf den jeweiligen Link)
Weitere Informationen zu Nussloch im Mineralienatlas unter diesem Link
Das Photo im Mittelteil dieses Abschnitts verwende ich mit freundlicher Genehmigung durch die Heidelberg Cement AG.
Einen Link zur Website der Heidelberg Cement und deren Engagement in Sachen Renaturierung im Steinbruch finden Sie hier.
WIESLOCH
Wie in Nußloch, das direkt an das Bergbaurevier Wiesloch grenzt und damit auf denselben Mineralvorkommen abgebaut hat, wird vermutet, dass bereits die Kelten im 4. Jhdt v.Chr. hier zunächst Eisen, später dann Silber aus dem Galenit gewonnen haben. Seit 75 n.Chr. haben die Römer den Bergbau auf Silber im Revier Wiesloch-Nußloch übernommen. Um das Jahr 260 im Zusammenhang mit dem Vordringen der Alamannen wird der Bergbau in Wiesloch aufgegeben.
Um das Jahr 850 nehmen die Franken den Bergbau wieder auf. Im Jahr 965 wird Wiesloch das Stadtrecht verliehen, seither eine enorme Steigerung der Erzverhüttung, die seit 950 in Wiesloch und Nußloch konzentriert wurde.
Nach der Zerstörung der Verhüttungsanlagen 1077 im Krieg Heinrichs IV. gegen Rudolf von Rheinfelden lasse die Bergbauaktivitäten etwas nach, doch bereits vor 1184 wird der Bergbau auf Altwiesloch und Baiertal ausgeweitet.
1219 übernimmt Pfalzgraf Ludwig I. den Bergbau in Wiesloch, dieser wird jedoch 1240 wieder eingestellt, und erst 1470 – nachdem man nun auch Zink verhütten konnte – wurde der Bergbau wieder aufgenommen, aber bereits um 1500 wegen Unrentabilität wieder eingestellt.
Nach einer kurzen Episode um 1550 wurde nun im Jahr 1605 der Bergbau auf Eisenerze an einen Dr. Johannes Schöner verliehen. In der Folge klagen vielen Bauern über große Schäden an Feld und Flur sowie an den Wäldern. Nach dem Tod Schöners 1612 wird ein Nachlesebergbau betrieben. Aber auch die Nachfolger Schöners, die Mitte des 17.Jhdts den Eisenbergbau wieder aufnehmen, scheitern am hohen As-Gehalt des Roherzes.
Um 1704 startet ein neuer Versuchsabbau unter Kurpfälzer Regie. Seit dem 18. Jhdt. bis Mitte des 19. Jhdts gibt es mindestens 5 Versuche, den Abbau auf Zink oder Eisen wieder in Betrieb zu nehmen.
1851 werden die mittelalterlichen Abbaue wieder aufgefunden. Seither gibt es einen intensiven Abbau auf Galmei-Zinkerz auf den Gemarkungen Wiesloch, Nußloch und Baiertal. 1880 kommt diese intensive Phase durch einen Preisverfall am Weltmarkt wieder zum Erliegen. Erst mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs wird der Abbau zugunsten der Kriegswirtschaft und den darauf folgenden Reparationen wieder (bis 1927) rentabel. Im Dritten Reich wird der Abbau erneut im Zusammenhang mit der Vorbereitung auf einen erneuten Krieg und die Kriegswirtschaft wieder aufgenommen.
Nachdem die Grube 1945 voll Wasser lief, wurde der Betrieb nach der Sümpfung 1947 wieder in Betrieb genommen und es gab einen intensiven Abbau bis 1952. 1954 wurden die Gruben dann endgültig aufgegeben.
Quellen zu diesem Abschnitt unter >> diesem Link.
Heute gibt es noch zahlreiche Bergwerksspuren, die durch den Bergwerkslehrpfad/Wanderweg Wiesloch teilweise erschlossen sind. Wer sich dafür interessiert, kann auf >> dieser Unterseite eine Beschreibung und Photos dazu finden.
Bestandsliste laut Mineralienatlas vom 22.04.2020
Anglesit, Ankerit, 'Asphalt', Auripigment, Azurit, Baryt, 'Bitumen', Calcit, Cerussit, Cervantit, Chalkopyrit, Dolomit, Enargit, Galenit, 'Galmei', Geokronit, Gips, Goethit, Goslarit ?, Gratonit, Greigit, Halotrichit, Hutchinsonit, Hydrozinkit, Jarosit, Jordanit, Kermesit, 'Limonit', Livingstonit, Markasit, Melanterit, 'Melnikovit', Meneghinit, Metastibnit, Mimetesit, Oxyplumboroméit, Parasymplesit, Plagionit, Pyrit, Pyrolusit, Quarz, Realgar, Rozenit, 'Schalenblende', Schwefel, Seligmannit, Semseyit, Siderit, Smithit, Smithsonit, Sphalerit, Stibiconit (Var.: Roméit-Gruppe), Valentinit
Ende der 70er wurde ich nur auf die Halde am Fuß des Schafsbuckels aufmerksam, nähere Ortskenntnisse besaß ich nicht. Ein wenig Schalenblende war alles, was ich von dort mitnahm. Heute habe ich ein paar wenige Stücke mehr von älteren Sammlern in meiner Sammlung, aber auch das nur in kleiner Anzahl, entsprechen weniger Verlinkungen ind er Bestandsliste.
Weitere Infos zum Bergbaurevier Wiesloch im Mineralienatlas unter diesem Link.
TONGRUBEN IN DER UMGEBUNG VON WIESLOCH
Tonvorkommen am Rand des südlichen Odenwalds
Im Übergang zwischen südlichem Odenwald und Kraichgau liegen einige ehemals wichtige Tongruben, die Rohmaterial für den Regionalen Baustoffhandel wie Ziegel, Dachpfannen und Zementzuschlagsstoffe geliefert haben.
Da dies nun nicht unbedingt die Refugien für Mineraliensammler sind sondern eher für Paläontologen, möchte ich Ihnen die wichtigsten dieser Gruben hier gemeinsam in einem kleinen Überblick vorstellen. Da wie erwähnt kein Schwerpunkt für Mineraliensammler habe ich von hier aus auf weitere Unterseiten verlinkt, auf denen Sie dann auch ein paar wenige Photos von Stücken aus meiner Sammlung finden.
Mühlhausen/Rettigheim
Wiesloch–Dämmelwald
Wiesloch/Rauenberg/Frauenweiler–Unterfeld
MAUER
Geschichte des Steinbruchs Hartmann in Mauer
Im Jahr 1878 wurde die Fa Rösch in Mauer gegründet. Sie betrieb eine Ziegelei und ein Kalkwerk in Mauer. Dazu kam ein Schotterwerk und der und der Steinbruch Kallenberg / Eschelbronn zur Erweiterung der wirtschaftlichen Basis.
1882 wurde die Sandgrube am Grafenrain eröffnet, 5 Jahre später die Handziegelei in Mauer.
Die Sandgrube am Grafenrain war der Fundort des Homo heidelbergensis, gefunden von Daniel Hartmann. Der Ingeniuer Otto Hartmann übernahm das Unternehmen 1919. In Mauer selbst wurde 1932 beim Ziegelwerk ein weiterer Steinbruch erschlossen und ein Kalkwerk gebaut.
Nachdem die Arbeit im Ziegelwerk kriegsbedingt aus Mangel an Arbeitskräften geruht hatte, wurde das Werk 1948 wiedereröffnet und 1952 modernisiert.
1950 wurde die Fa Otto Hartmann, vorm. J.Rösch ind Fa Otto Hartmann oHG (Nachfolger Klaus Hartmann) umgewandelt.
1956 wurde das veraltete Kalkwerk modernisiert und durch einen Schachthofen ergänzt. 1959 und 1963 ließ die Fa zwei weitere Schachtöfen errichten.
1962 war das Sandvorkommen am Grafenrain erschöpft, und 1964 wurde die Ziegelei aus betriebswirtschaftlichen Gründen geschlossen.
Nach der Stilllegung des Steinbruchs Eschelbronn wurde 1977 ein neues Schotterwerk in Mauer in Betrieb genommen, die Fa Otto Hartmann oHG wurde durch Eugen Kühl und Söhne übernommen und in die Fa Hartmann GmbH Co.KG umgewandelt.
In den 80er Jahren wurde die Produktion von Kalk- und PM-Binder eingestellt, Kalksteinmehl wurde im Kalkwerk noch bis 1989 hergestellt.
1998 wurden der Betrieb in die Fa VSG Schwarzwald-Granit-Werke GmbH und Co.KG eingegliedert.
Neu gebaut wurde 2001 eine Vorbrech- und Nachbrechanlage und die Schotteraufbereitungsanlage überholt, 2003 wurde ein neues Schotter und Splittwerk eingeweiht.
Der vorangehende Abschnitt beruht auf der Selbstdarstellung des Steinbruchbetriebs im Internet.
Eigene Erfahrungen
In meiner Jugend habe ich auch ein wenig Fossilien gesammelt, daher auch ein Ausflug nach Mauer. Dabei konnte ich einen schönen ca 15 cm im Durchmesser messenden Ammoniten finden - allerdings in Steinbruchbereichen im Ortskern, die damals über die Hinterhöfe noch zugänglich waren. Sobald ich diesen aus den Tiefen meiner Jugendsammlung gezogen habe, wird hier auch ein Photo davon erscheinen.
Dass im Steinbruch auch Mineralien vorkommen sollten (ich hatte noch kein Bino) erschloss sich mir erst später. Also vorerst nur ein Photo der einzigen Stufe, die über eine Börse ihren Weg in meine Sammlung gefunden hat, ein Auripigment.
Die vollständige Liste der vorkommenden Mineralien laut Mineralienatlas vom 20.04.2020:
Arsenolith, Auripigment, Calcit, Galenit, Gips, Kaolinit, 'Limonit', Pyrit, Pyrrhotin, Ramsdellit, Siderit, Sphalerit
SANDHAUSEN
Die Dünen in Sandhausen
Naja, werden jetzt manche Mineralienfreunde sagen, was hat das denn hier zu suchen? Klar, für Mineraliensammler ist hier gar nichts zu holen. Aber als wichtiges Geotop in der Umgebung meiner Heimat möchte ich diese Dünen dann doch nicht unerwähnt lassen. Außerdem kenne ich unter den Mineraliensammlern viele, die mit ihrem Hobby auch eine grundsätzliche Liebe zur Natur verbinden. Und für das Thema Naturschutz sind die Dünen bei Sandhausen allemal eine wichtige Hausnummer.
Die Informationen zu den Sandhäuser Dünen sind in folgende Kapitel unterteilt, die jeweils durch Link erreichbar sind:
> Entstehung der Dünen im Oberrheintal
> Die Dünengebiete unserer Region
> Die Dünen um Sandhausen im Speziellen
> Fauna und Flora der Dünen Sandhausens
Quellen
Die folgenden Quellen habe ich zur Zusammenstellung dieser Informationen über die Dünen Sandhausens genutzt:
http://www.duene-sandhausen.de/
Naturschutz im pannonischen Raum, Sanddünen als Lebensraum - Projektleitung Wolfgang Mattes & Irene Oberleitner
https://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/CP025.pdf
Zum Alter der Dünen im nördlichen Oberrheingraben bei Heidelberg und zur Genese ihrer Bänderparabraunerden, Autoren: LÖSCHER, Manfred & HAAG, Thomas - mit einem Beitrag von MUNZING, Klaus
https://www.eg-quaternary-sci-j.net/39/98/1989/egqsj-39-98-1989.pdf
https://de.wikipedia.org/wiki/Sandhausener_D%C3%BCnen
Zur Pioniervegetation anthropogen gestörter Binnendünen in der nördlichen Oberrheinebene – Autor: NOBIS, Michael
https://www.zobodat.at/pdf/Mitt-Bad-Landesver-Natkde-Natschutz-Freiburg_NF_16_0549-0579.pdf
Aus diesen Publikationen wurden Abschnitte teils wörtlich übernommen, teils gekürzt und zusammengefasst.
Danksagung
Besonders bedanke ich mich bei Herrn Dr. Manfred Löscher sowie Herrn Dr. Peter Weiser, von denen Teile dieser Texte stammen und die bereit waren, meinen hier präsentierten Text kritisch durchzusehen und Pflanzen anhand meiner Photos zu verifizieren.