Die Dünen um Sandhausen im Speziellen

Die Sandhäuser Dünen zählen zu den bemerkenswertesten Dünengebieten Baden-Württembergs, da sie eine in diesem Bundesland selten gewordene Vegetation vorweisen, die nur auf kalkhaltigem, humusarmem Sandrasen gedeiht. Daneben gibt es aber auch (auf den entkalkten Anteilen der Düne) weitere seltene kalkmeidende Pflanzen wie Sand-Thymian und Kegelfrüchtiges Leimkraut.

Offene Sandfluren waren im Oberrheingebiet im Mittelalter mit seiner extensiven Landwirtschaft (Brachen, Waldweiden) weit verbreitet. Durch Aufforstungen, intensiven Spargelanbau, Bebauung und Industrie wurden diese Sandfluren in den vergangenen 200 Jahren weit zurückgedrängt.

Für Sanddünen typische Pflanzen wie Sand-Strohblume, Blaugrünes Schillergras und Sand-Silberscharte waren vor circa 100 Jahren noch im ganzen Gebiet zwischen Friedrichsfeld-Rheinau und Walldorf-Hockenheim zu finden. Inzwischen sind ihre Vorkommen auf wenige Flächen wie die Naturschutzgebiete in Sandhausen beschränkt. Hier finden sich speziell an Hitze, Wassermangel und Nährstoffarmut angepasste Pflanzen und Tiere, die man sonst eher in den Steppen Osteuropas oder im Mittelmeergebiet antrifft.

Die Naturschutzgebiete

Die Sandhäuser Dünen bestehen im Kern aus zwei Naturschutzgebieten mit einer Gesamtfläche von rund 37 Hektar im Gebiet der Gemeinde Sandhausen im Rhein-Neckar-Kreis:

a) das NSG Sandhäuser Dünen Pferdstrieb und
b) das NSG Sandhäuser Düne, Pflege Schönau-Galgenbuckel.

[ Häufig wird auch wie folgt weiter differenziert: Düne Pferdstrieb (Nord und Süd) am Ortsrand von Sandhausen (NSG), Düne Pflege Schönau (NSG), Galgenbuckel (weitestgehend bewaldet mit einem kleinen freien Bereich mit offenem Sand) (NSG), Zugmantel-Bandholz - eine alte, renaturierte Sandgrube südlich von Sandhausen (NSG) ]


Photos oben:
(1) Pferdetriebsdüne Süd; (2) Im Hintergrund Pferdetriebsdüne Nord; (3+4) Alte Sandgrube im NSG Zugmantel-Bandholz

Zu a) Der Name der Pferdstriebdüne geht wohl auf die frühere Pferdeweide zurück, die auf den Rodungen der ortsnahen, extensiv genutzten Düne immer wieder bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgte. Es wurde dort aber auch verendetes Vieh verscharrt. Aber auch andere landwirtschaftliche Nutzungen wie Spargel- oder Weinbau sowie Tabakanbau wurden sporadisch, allerdings ohne Erfolg erprobt.

Die Fläche wurde 1929 unter Naturschutz gestellt, was allerdings nicht zur Folge hatte, dass die vielfältigen Nutzungen eingestellt wurden. So wurden Kartoffeln angebaut, Fußball gespielt, Lagerflächen eingerichtet etc. Quasi als Gegenmaßnahme ließ die Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege einen Teil der offenen Bereiche der Pferdstriebdüne Anfang der 60er Jahre mit einem „unüberwindbaren“ Zaun einzäunen.
Die Düne wird durch die Straße Am Forst in zwei Teile geteilt: Pferdstrieb Nord und Süd. Der nördliche Teil ist durch die fortschreitende Bebauung mittlerweile von drei Seiten von Wohngebieten eingeschlossen.

Zu b) Die "Pflege Schönau-Galgenbuckel" ist ebenfalls ein "altes" Schutzgebiet (seit 1950) mit einer zentralen, offenen Sandfläche und hohem Waldanteil.
Der Name bezieht sich auf die Pflege Schönau (alter, in der Reformation eingezogener, klösterlicher Kirchenbesitz) sowie das Gewann Galgenbuckel, vermutlich benannt nach einem ehemaligen Wolfsgalgen, an dem Wölfe zur Abschreckung aufgehängt wurden. Dass das Gebiet in seinem Kernbereich waldfrei ist, liegt an der ehemaligen Nutzung als militärisches Übungsgelände.

Bis 1987 war die "Pflege Schönau" ein begehrtes und gut zugängliches Naherholungsgebiet. Die Schutzgebietsverordnung zeigte kaum Wirkung, was zur Folge hatte, dass die Sandrasen zerstört waren. Eine Reaktion auf diesen Zustand war die Einzäunung mit einem „Handlauf“. Diese Vorgabe wird von der Bevölkerung akzeptiert.

Das Naturschutzgebiet grenzt in nordöstlicher Richtung an ackerbaulich genutzte Flächen, ansonsten an bewaldete Gebiete. Lediglich auf einem kurzen Teilstück im Osten wird es durch ein in jüngerer Zeit entstandenes Wohngebiet berührt.

Erhaltung der Flächen

Um die Sandhäuser Dünen mit ihrer besonderen Flora und Fauna zu erhalten, sind im Naturschutzgebiet verschiedene Maßnahmen ergriffen worden. Da viele der Pflanzen auf offene, unbewaldete Sanddünen angewiesen sind, wurden Bäume gefällt oder Flächen gemäht. Eine Verbuschung der Sandrasen im Pferdstrieb wird durch den ursprünglich durch Dr. Löscher initiierten regelmäßigen „Dünenputz“ durch Schüler und Lehrer des Gymnasiums Sandhausen verhindert. Zur Zeit ist das eher sporadisch der Fall, so dass das Regierungspräsidium Karlsruhe versucht, das Gelände durch Beweidung (Schafe, Ziegen) offen zu halten.

Dieser Dünenputz entstand aus einer Müllsammelaktion der Schüler/innen des Sandhäuser Gymnasiums im Schuljahr 1978/79. Seit 1980 kam dazu die systematische Pflege der Vegetation. Aufgrund der natürlichen Wiederbewaldung wurden Flächen, die bis ins 20. Jhdt. hinein als Weide dienten, immer stärker beschattet und durch den Nährstoffeintrag über gefallenes Laub stark in ihrem Milieu verändert. Dadurch geriet die einmalige Sandrasenvegetation, die aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung anderswo schon weitgehend verdrängt war, auch im Rückzugsraum der Düne in Gefahr. Das sollte durch die gezielte Pflege verhindert werden.

Vor allem wurden dazu die Robinien sowie die Brombeeren von den Dünen und angrenzenden Spielplätzen entfernt. Diese stellen beide ein besonders Problem dar – die Robinien, die über ihre weit verzweigten Wurzeln neue Schösslinge bilden, die im ersten Jahr bereits 2m hoch werden und im dritten Jahr bereits 5 m Höhe erreichen. Die Brombeeren, die überall, wo ihre Ranken den Boden berühren, neue Wurzeln ausbilden und so riesige Flächen von einem einzigen Strauch ausgehend überwuchern.

Zur Unterscheidung der seltenen und zu schützenden Arten von den für die Sandrasenvegetation „bedrohlichen“ Arten hat Dr. Löscher Schautafeln entwickelt anhand derer die Schüler unterrichtet werden, worauf sie beim Dünenputz achten sollen.

Photos oben:
(1) durch den Dünenputz zu entfernende Pflanzen; (2) seltene zu schützende Pflanzen - beide Plakate Löscher

Naturschutz besteht in diesem besonderen Fall darin, eine bestimmte Art bei uns selten gewordene Vegetationsgemeinschaft vor anderen, sich gegenüber diesen sich andernfalls „natürlich“ durchsetzenden Formen von Vegetation zu verteidigen.

Dazu gehört auch, diese Vegetation vor zu starker Abnutzung durch den Einfluss des Menschen zu schützen. So wurde der nördliche Teil des Pferdstriebs eingezäunt, um ein Zertreten seltener Pflanzen durch Besucher zu verhindern. Im südlichen Teil des Pferdstriebs und im Teilgebiet „Pflege Schönau-Galgenbuckel“ wurden Handläufe und Zäune errichtet, die Besucher so lenken sollen, dass sie die markierten Wege möglichst nicht verlassen.