Bergbaugeschichte der Region bis zum Mittelalter

Antike

Antiker Bergbau konnte bisher noch nicht anhand direkter Bergbauspuren (Gebäude, Stollen o.ä.) nachgewiesen werden, aber aufgrund indirekter Hinweise (Scherben, Münzen, Votivgaben, Handelswege etc - siehe weiter unten).

Um 15 v.Chr. wird der Alpenraum zu einem Teil des Römischen Reiches. Die Römer übernehmen den Goldbergbau von den Tauriskern (= Bezeichnung für die Bergbewohner), die sich aus Kelten und keltisierten Urvölkern zusammensetzen. Die Kelten wanderten im 4./3. Jhdt v.Chr. in das Gebiet ein. Die Römer stellen Taurisker als Arbeiter ein und verhelfen dem Goldbergbau mit ihren technischen Kenntnissen zum Aufschwung.

Auf eine Reicherzgewinnung durch die Römer weisen Funde am Südhang des Radhausberges (Gasteiner Tal). 1932 wurden bei Untersuchungen rund um die Ruinen der Schmiedekaue Schlacken einer älteren Schmelzstätte incl einer 75cm dicken Ascheschicht gefunden, darin römische Tonscherben aus dem 1./2. Jhdt. n.Chr.

Eine römische Besiedlung des Gasteiner Tales zeigt sich außerdem durch Funde in Badgastein, die sich dort im Bereich der Thermalquellen häufen und auf ihre frühe Nutzung schließen lassen.

Photo oben - © Jörg Geißler
Blick über das Nassfeld zum Mallnitzer Tauern (etwa Bildmitte) - s.u.

Handelswege

Römerstraße
Römerstraße Oberhalb Nassfeld Richtung Bockhartalm - © Jörg Geißler

Zwei Passstraßen verbinden das Gasteiner Tal mit Kärnten: Der Korntauern (zwischen dem Anlauftal (Seitental des Gasteiner Tals) und dem Seebachtal sowie der Mallnitzer Tauern zwischen dem Nassfelder Tal (Talabschluss des Gasteiner Tals) und dem Mallnitzer Tal in Kärnten. Beide Pass- und Saumstraßen existieren seit der Antike. Archäologische Untersuchungen am Mallnitzer Tauern wiesen vier Opferstätten aus der späten Laténe-Zeit und aus der römischen Kaiserzeit nach. Dort wurden Votivgaben aufgefunden (Münzen, Teile einer eisenzeitlichen Bronzefibel sowie ein römischer Stilus). Unter den Münzen finden sich solche aus spätkeltischer Zeit (norisches, tauriskisches und vindelicisches Kleinsilber sowie eine boische Hexadrachme).

Damit stellte dieser Saumweg eine wichtige Verbindung aus dem Süden zu den unmittelbar nördlich des Alpenhauptkamms liegenden Bergbaugebieten dar.
Entlang der weiteren Verbindung vom Bockharttal ins Rauriser Tal über die Bockhartscharte wurden keine vergleichbaren Funde gemacht. Wenn man die Votivgaben am Mallnitz-Tauern als Bitt- und Dank-Opfer auf einer Fernreise ins nödliche Alpenvorland versteht, dann zeigt das Fehlen vergleichbarer Fund an der Bockhartscharte an, dass es zu diesem Zeitpunkt (noch) keinen vergleichbaren Goldbergbau im Rauris gab.

In der römischen Kaiserzeit gab sowohl über den Korntauern als auch über den Mallnitzer Tauern Fahrstraßen mit geringem Gefälle (7-12 %). In den unteren Bereichen sind die beiden Straßen in die Hänge terrassiert, in der Felsregion aus großen Steinblöcken dammartig errichtet. Diese Straßen sind noch heute im Gelände zu sehen (so auch die Straße über die Bockhartscharte – siehe Photo), soweit sie nicht durch fließende Berghalden, Bäche, Muren zerstört wurden. Dass die Straßen bereits römischen Ursprungs sind, zeigt die typische Anlage der Pflaster wie auch der Fund einiger römischer Relikte im Trassenbereich.

Den archäologischen Untersuchungen zufolge ist die Straße über den Korntauern als Alpentransversale anzusehen, während die Straße über den Mallnitzer Tauern als Stichstraße in das Bergbaurevier des Bockhart diente.


Ins Rauriser Tal führt ein Pass über das Hochtor via Seidlwinkltal. Verschiedene archäologische Funde im Rauriser Tal zeigen, dass dieser Weg schon sehr früh begangen war: So weist der Fund eines massiven, vergoldeten Halsringes auf der Maschlalm zurück in die Latènezeit um 400 v. Chr.. Im Ortsteil Markt wurden Silbermünzen gefunden, von drei den Kopf König Philipps von Makedonien (Vater Alexander des Großen) zeigen. Dieser regierte von 360 bis 336 v. Chr. auf dem Balkan. Weiter zurück geht der Fund eines Bronzeschwerts aus der Zeit um 1300 v.Chr. sowie ein Skarabäus aus der Zeit Ramses II. um 1200 v. Chr.. Funde aus der Römerzeit (auch Straßenanlagen) lassen den Schluss zu, dass zu Zeiten der Römer feste Handelsbeziehungen bestanden.

Photo oben - © Jörg Geißler
Blick über den Oberen Bockhartsee zur Bockhartscharte. Der Verlauf der Passstraße lässt sich erkennen, wenn man (im oberen linken Bildneuntel) dem oberen Rand der Felswand links folgt bis zu dem Punkt, an dem diese Wand endet (im selben Bildsegment rechts unten). Von dort aus verläuft die Passstraße über den Punkt unterhalb des Geröllfeldes in der Bildmitte weiter am unteren Ende der Felswand entlang, die von rechts ins Bild ragt (wo der Bach zum Seehin abstürzt) bis zu einem Punkt etwa da, wo sich das untere Ende des oberen Bilddrittels befindet.

Klima und Biodiversität

Für den hoch gelegenen Bergbau in den Ostalpen war das Klima in keltischer und römischer Zeit sehr günstig. Dentrologische Untersuchungen zeigen, dass das Klima zwischen dem 4. Vor- und dem 3. Nachchristlichen Jhdt. dafür sehr günstig war, incl. einem Gletscherniedrigstand.

Die archäologischen Befunde für einen frühen Goldbergbau im Bereich des Gasteiner Tales und einem erst später beginnenden Goldbergbau im Rauriser Tal werden durch pollenanalytische Untersuchungen im Bereich des Nassfeldes und am Bockhart gestützt. Diese zeigen für die Zeit um 150 v. Chr einen Anstieg der Getreidepollen und Nichtbaumpollen, während Waldbaumpollen massiv zurückgehen. Erst in der mittleren römischen Kaiserzeit scheinen die Weiden teilweise wieder durch Wald verdrängt zu werden.
Es legt sich nahe, dass diese Befunde mit dem Goldabbau im Nassfeld und am Bockhart in Zusammenhang stehen, da im Zuge dessen Holz für die Verhüttung und möglicherweise auch für die Verzimmerung benötigt wurde, aber auch Weidewirtschaft aufkam, um die Bergknappen mit Fleisch und Milch zu versorgen.

Vergleichbare Veränderungen auf den Höhen des Rauriser Tals sind erst ab dem 13. Jh. nach Chr. nachweisbar, obwohl es sich um ausgesprochen gute, felsarme und talnahe Weidegebiete handelt. Damit gilt als gesichert, dass der Gold- und Silber-Bergbau im Rauriser Tal erst im Hochmittelalter einsetzte.