Geologie und Mineralisation

Geologie

Gasteiner Tal
Gasteiner Tal Zwischen Dorfgastein und Hofgastein - © Jörg Geißler

Die Goldlagerstätten in den Hohen Tauern entstanden im Zug der alpidischen Auffaltung und damit in Zusammenhang stehenden metamorphen Überprägungen und hydrothermalen Lösungen.
In der Abkühlphase der sogenannten Regionalmetamorphose entwickelten sich die meisten dieser Lagerstätten in steil stehenden Klüften, die auf einer Breite von ca 8 km annähernd Südwest-nordost ziehen und vom Massiv des Großglockners bis in das Gasteiner Gebiet reichen (im Tauernfenster). Weitere Gold-Silber-Erz-Reviere kommen aber noch weiter östlich bis in den Rotgüldenbezirk im Lungau vor.

Gasteiner Tal
Das Bergbaugebiet Siglitz-Seekopf-Pochkar-Bauleiten-Erzwies im Gasteinertal reicht von der Südflanke des Siglitztales, die zum Schareckmassiv steil aufragt, über Kolmkar und Seekopf bis zum Oberen Bockhartsee. Damit ist es das größte geographisch zusammenhängende Bergbaurevier. Die Abbaue ziehen sich von der Bockhartscharte über den Südabhang des großen Silberpfennigs („Bauleiten“) bis zur Baukarlscharte hinauf und setzen sich in der Erzwies auf der flachen Nordabdachung des Silberpfennigs fort.

Die Goldlagerstätten sind auch hier wie im Rauris überwiegend an Gneiskörper gebunden, hier an den über 1.000 m mächtigen, so genannten Siglitzgneis. Die höheren Abschnitte des Silberpfennigs und weite Teile der Erzwies werden von Gesteinen aufgebaut, die vermutlich aus dem Perm und der Trias stammen. Dabei handelt es sich um eine Abfolge ehemals sandiger, toniger, mergeliger und insbesondere karbonatischer Sedimente. Diese sind metamorph überprägt und liegen heute als Quarzite, Chlorit-Serizit-Phyllite, Kalkmarmore bzw Kalkglimmerschiefer und Dolomitschiefer vor. An der Grenze zum Rauriser Tal bzw jenseits des Kammes werden diese z.B. im oberen Lohningerbruch abgebaut (s.u.).

Photos oben: © Jörg Geißler
a) Bad Hofgastein Zentrum - Blickrichtung Ankogelgruppe - b) Bad Gastein - Hotellandschaft am Wasserfall

Rauriser Tal
Im Sonnblickgneis (Abschluss Rauriser Tal) steht ein Granit- bis Granodioritgneis mit großen Alkalifeldspat-Einsprenglingen (Augengneis) an. Aufgrund der genannten tektonischen Vorgänge im Zug der Alpenauffaltung wurde der ursprüngliche Sonnblickgranit metamorph überprägt.Der Zentralgneiskern wurde später von einer vulkanosedimentären Abfolge aus Amphiboliten, Paragneisen, Granatglimmer-, Knoten- und Schwarzschiefern sowie Quarziten überlagert. Im Gebiet zwischen Kolm-Saigurn, Naturfreundehaus-Neubau und Niedersachsenhaus sind helle, vermutlich jungpaläozische Glimmerschiefer im Hangenden weit verbreitet. Im Perm und Trias folgen Quarzite, Arkosegneise, Rauhwacken, Kalk- und Dolomitmarmore sowie im Jura Kalkglimmerschiefer /-phyllite, Graphitschiefer/-phyllite und Prasinite. Die Tauerngoldgänge der Sonnblickgruppe treten zur Hauptsache im Zentralgneiskern auf.

Panorama Ostseite des Rauriser Tales
Panorama Ostseite des Rauriser Tales Blick vom Wanderweg zur Schwarzen Wand (Hochalm) - © Jörg Geißler

Mineralisationen

Rauriser Tal
Im Wesentlichen sind zwei, in einigen Fällen sogar drei mineralogisch unterscheidbare Erzparagenesen mit zeitlich dazwischen liegenden tektonischen Scherbewegungen auseinander zu halten:

In einer älteren Paragenese besteht die Haupterzmenge in den Quarz-Gängen aus einer Gold-Silber-haltigen Pyrit-Arsenkies-Mineralisation. Der Gangquarz liegt meist derb vor, der Arsenkies tendiert zur Ausbildung rautenförmiger Kristalle. Aufgrund der Scherbewegung abgerissene Gneisbruchstücke sind hydrothermal verändert und in die Erzgänge eingebettet. An solchen Gneisbruchstücken konnten sich Arsenkies, Pyrit und Quarz abscheiden oder diese verdrängen. Elektrum (silberhaltiges Gold) findet sich in Tropfenform als Einschlüsse in Pyrit oder an den Korngrenzen und Rissen von Pyrit und Arsenopyrit auf.

In einer jüngeren Paragenese weist eine komplex zusammengesetzte Pb(-Ag)-Zn-Cu-Mineralisation auf. Diese wird von einer karbonatischen Gangart begleitet (Fe-reiche Mischkristalle der Siderit-Magnesit-Reihe mit geringen Mn-Gehalten, untergeordnet Calcit). Als dominierende Sulfide erscheinen Galenit, Sphalerit und Chalkopyrit.
Das Silber ist überwiegend an eher erzmikroskopisch nachweisbare Antimon-Sulfosalze im Galenit gebunden (Fahlerze mit stark schwankenden Ag-Gehalten, Pyrargyrit, Polybasit und Diaphorit). Im Bereich der Gang-Ausbisse wurde die silberhaltige Buntmetallvererzung zementativ angereichert. Hier finden sich Akanthit-, Chalkosin- und Covellinsäume um Bleiglanz.

Die jüngste Paragenese ist an oberflächennahe Quarzgänge gebunden und mengenmäßig eher untergeordnet. Bei ihr handelt es sich um eine Vergesellschaftung aus silberärmerem Gold, stängeligen Wismut-Sulfosalzen und tafeligen Wismut-Tellur-Mineralen (v.a. Tetradymit). Untergeordnet treten Pyrit und Chalkopyrit auf, mitunter Freigold in Blechen und Drähten.

Photos oben - © Jörg Geißler
(a) - Bergsee an der Hochalm mit vernebelter Aussicht auf Kramkogl, Hundskopf ... Türchlwand, (b) Seekarsee - im Hintergrund Bernkogel, (c) Gipfelkreuz Schwarze Wand, Hintergrund: Edweinschödlerkopf und Gamskarkogel zwischen Hüttwinkeltal (oben) und Seidlwinkeltal (unten)

Gasteiner Tal
Hier sind die Vererzungen vorwiegend an steil westlich oder östlich einfallende Strukturen gebunden, die im Bereich des Bockharts (eigtl. Pochkar, dazu weiter unten) nördlich streichen, sonst überwiegend nach NNE. Im Streichen sind sie bis 5 km verfolgbar und reichen bis 1.000 m in die Tiefe.
Die Gänge folgen dabei den jüngsten, durch Bruchtektonik entstandenen Scherzonen, die überwiegend in subparallelen Scharen auftreten, die sich vielfach schneiden oder in mehrere Trümer aufsplittern.
Die Gesteinspartien in den Scherzonen sind unterschiedlich stark durch tektonische und hydrothermale Vorgänge verändert, das Gangmaterial besteht aus vorwiegend Quarz, untergeordneten Carbonaten und edelmetallhaltigen Erzsulfiden. Schwierig für den Bergbau war die sehr unterschiedliche und im Verlauf der Gänge stark schwankende Mächtigkeit der Erzkörper.

Die Mineralisation der Erzgänge im Gneis mit ihren drei unterschiedlichen Phasen unterscheidet sich nicht wirklich von der entsprechenden im Rauriser Tal.

Deutlich unterschieden davon ist die Mineralisation in den Karbonatgesteinen an der Erzwies und am Baukarl. Rein optisch ist das auch am Haldenmaterial feststellbar. Während das Haldenmaterial aus dem Gneiskörper durch das Vorherrschen von Pyrit und Arsenkies durch die Witterungseinflüsse typisch rostbraun bis ockerfarben gefärbt ist (Verwitterungsprodukte sind: Limonit, Fe3+-Sulfate und das blaßgrüne Fe3+-Arsenat Skorodit), ist das Haldenmaterial aus den Karbonatgesteinen schwarz gefärbt. Dies beruht auf der Umwandlung der hier dominierenden Fe-Karbonate zu feinkristallinen wechsellagigen Schichten aus Limonit und Mn-Oxiden.

Beim Übertritt der Erzgänge aus den Gneisen in die Karbonatgesteine verändert sich aufgrund des unterschiedlichen Geochemismuses schlagartig die Paragenese. Die Gangart besteht hier hauptsächlich aus Pistomesit, einem Siderit-Magnesit-Mischkristall; daneben kommt noch Ankerit vor. Der Kalkmarmor ist häufig durch diese Fe-reichen Karbonate verdrängt. Die

Erzparagenese setzt sich vorwiegend aus Pyrit, Ag-reichem Bleiglanz, Zinkblende und Kupferkies zusammen. Daran gebunden treten ged. Gold sowie ged. Silber, Fahlerz und Matildit als Silberträger im Bleiglanz auf; außerdem Arsenkies, Digenit, Covellin, Anglesit, Rutil und Quarz.


Die Bedeutung weiterer Erzmittel

In manchen Revieren der Tauerngruppe wie z.B. im Gebiet des Silberpfennigs (Gasteiner Tal) finden sich neben den Edelmetallerzen besondere Anreicherungen von Eisen- und Bleierzen. Blei war in der Antike für die Verhüttung von Gold und Silber relevant, so dass es wirtschaftlich von Vorteil war, wenn diese Zuschlagmittel nicht extra importiert werden mussten.

Am Ausbiss der Erzgänge waren die Gänge der Erosion und chemischen Reaktionen mit Oberflächenwässern und Luftsauerstoff ausgesetzt. Hier kam es zur Ausbildung des so genannten „Eisernen Hutes“ mit den entsprechenden Sekundärmineralien. Manche wurden abgeschwemmt, andere (z.B. Eisenoxide/-hydroxide) reicherten sich an, andere gingen in Lösung und reicherten sich in einer tieferen Zone aufgrund von RedOx-Reaktionen mit den dort vorhandenen Sulfiden an. In dieser so genannten „Zementationszone“ befinden sich dann auch die Reichlagerstätten von Silber und Gold, v.a. am oberen Rand der Zementationszone, die selten eine Mächtigkeit von 5 m erreicht.